Trotz aller Fortschritte in der heutigen Medizin ist die Entwicklung bezüglich Diagnose (und Therapie) bösartiger Erkrankungen deprimierend.

Nach wie vor müssen wir uns dem Problem der völlig unzureichenden Primärdiagnostik stellen:

Lediglich 12% aller Tumorerkrankungen werden aufgrund von Früherkennungsuntersuchungen in einem noch gut behandelbaren Stadium entdeckt.

Immer wieder erleben wir es in der Praxis, dass trotz umfangreicher und regelmäßiger Untersuchungen der Beginn eines Tumorgeschehens nicht erkannt wird. Es zeigen sich in den Analysenergebnissen keine brauchbaren Ergebnisse, nichts weist auf den unter Umständen bereits kräftig wachsenden Tumor hin, die Patienten bieten klinisch höchstens "Allerweltssymptome". Ein Screening mit allen zur Verfügung stehenden spezifischen und unspezifischen Tumormarkern oder beispielsweise Ganzkörper-CTs sind bei asymptomatischen Patienten meist ebenso erfolglos wie für die breite Bevölkerung undurchführbar.

Der Einsatz einer Tumor-Labordiagnostik macht erfahrungsgemäß somit nur bei symptomatischen Patienten Sinn - und dann werden wir oftmals mit einem Stadium konfrontiert, welches wir so gerne vermieden hätten.

Hier liegt ein enormer, derzeit kaum lösbarer Konflikt, vor allem wenn wir uns bewusst machen, dass die überwiegende Zahl der Patienten nicht an ihrem Primärtumor, sondern an den Metastasen stirbt.

So werden auch in Zukunft einige unserer Patienten, die wir vielleicht schon lange betreuen, plötzlich Symptome z.B. durch die Raumforderung der Tumormasse zeigen, und alle Beteiligten werden erbarmungslos mit der Hinterlistigkeit und Bösartigkeit des Krebses konfrontiert.

 

Obwohl die Tumorzellen entartet (also im Prinzip körperfremd) sind, wirken sie in so vielen Fällen nicht immunogen auf das Immunsystem, gerade so, als hätten die Tumorzellen ein Tarnnetz übergezogen.

Die Zellen können sich vermehren, der Organismus bzw. das Immunsystem reagiert nicht adäquat, es lassen sich folglich auch keine auffälligen Parameter oder Lymphozytenverschiebungen nachweisen (zumindest so lange nicht, bis der Tumor bereits eine gewisse Stoffwechselaktivität entwickelt hat).

Woran liegt das?

Entartungen von Zellen finden in der primären Phase fast immer in stabil organisierten Gewebeverbänden statt, so dass immunogene Abwehrreaktionen nicht induziert werden können. Dies gelingt erst dann, wenn sich Tumorzellen aus ihrem Gewebeverband lösen und über die Lymphe in die Lymphknoten geschwemmt werden.

Erst jetzt können T- und B-Lymphozyten ihre Abwehrarbeit organisieren.

Auch nekrotisches Tumorgewebe, welches beispielsweise anfällt, wenn die Gefäßversorgung des Tumors unzureichend wird und deshalb massenweise Zellen absterben, löst Immunreaktionen aus, da die entstehende Nekrose Granulocyten und Makrophagen anlockt und diese wiederum Lymphozyten zur Einwanderung in das Entzündungsgebiet veranlassen.

 

Nicht nur immunologische Untersuchungen stoßen in der Frühphase der Tumorentstehung an Grenzen, auch Proteinmarkeruntersuchungen, bei der spezifische Proteine, die durch mutierte Gene entstehen oder die aufgrund besonderer biochemischer Eigenschaften mancher Tumorzellen auffällige Konzentrationen erreichen können, zeigen zu oft unauffällige Ergebnisse.

So sollte - wie es traditionell der Fall ist - ein ganz wesentliches Hauptbetätigungsfeld der Heilpraktiker in der Prävention liegen:

in der Aufklärung, in der Lebensführung oder -schulung meiner Patienten, um das Risiko, an Krebs zu erkranken, so gering wie möglich zu halten.

Unbestritten ist dieses Risiko sehr stark von der persönlichen Lebensweise abhängig. Durch Vorbeugung und konsequentes Umsetzen der heute bekannten Zusammenhänge ließe sich in sehr vielen Fällen eine bösartige Erkrankung vermeiden.

Neben der Tatsache, dass wir derzeit über fast keine labordiagnostischen Früherkennungsparameter verfügen können, gestaltet sich die Auswertung und vor allem die Konsequenz einer "Risikodiagnostik" als hochproblematisch!

Nehmen wir an, einige Parameter deuten ein cancerogenes Risiko an:

 

- Wie hoch ist dieses Risiko einzuschätzen?

 

- Was sagen wir zu unserem Patienten?

 

- Was muten wir ihm als Konsequenz zu?

 

- Wann würden wir guten Gewissens zu therapeutischen Maßnahmen

   (vorsorglich) greifen?

 

- Wie würden diese aussehen und wie intensiv muss ein Therapieregime sein,

   um ein entsprechendes Risiko tatsächlich abwenden zu können?

 

- Wie schützen wir unseren Patienten vor einer Angstneurose?

 

- Und wie lange halten wir persönlich diesem Konflikt stand und stehen

   konsequent hinter unseren Maßnahmen?

 

Dies alles hier in meiner Praxis...........